PŘEMYSL OTOKAR II. – DER EISENE UND GOLDENE KÖNIG
Lebenslauf
Das heutige Deutschland, Österreich, Norditalien sowie die Böhmiche Kronländer waren Bestandteile des Heiligen Römischen Reiches. Seine Herrscher wollten die Tradition des des antiken Römischen Reiches fortsetzen aber im christlichen Sinne. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das enge Bündnis zwischen Herrscher und Bischöfen, Fürsten und Landesherren, es bildete sich gewisse föderale Herrschaftstruktur mit dem Kaiser an der Spitze. Mitte des 13.Jhds näherte sich die Herrschaft des mächtigen Kaisers Friedrich II. zu Ende (1212-1250), der auch im Süden Italiens herrschte. Zum allmählichen Verfall seiner Macht haben die immer einflussreicheren Päpste beigetragen, die gerade in der ersten Hälfte des 13.Jhds ihre Vorstellung durchsetzen wollten, dass nicht der Kaiser, sondern sie die wahrer Herrscher über die christliche Welt sind. In der gleichen unruhigen Zeit bedrohten der Tatarensturm Europa vom Osten, die auf ihrem Weg Asien und Kiewer Rus verwüsteten. Batu Khan, der Enkel von Dschingis Khan, griff 1241 Polen an und verwüstete brutal Mähren. Nur dank der inneren Konflikte im Mongolischen Reich blieb das Mitteleuropa von Verwüstung verschont.
Das Königtum Böhmen
Mitte des 13.Jahrhunderts herrschten im Heiligen Römischen Reich relativ schwache Herrscher, die unter ihnen viele Konflikte hatten und Kriege führten. Sie wurden durch sieben Reichskurfürsten gewählt. Unter diese sieben Kurfürsten gehörte auch der böhmische König aus der Dynastie der Premysliden. Sie herschten auch in Mähren unter dem Titel Markgraf von Mähren, wo im Regel der Sohn des Königs oder der zweitgeborene Sohn herschten. Die böhmische Kronländer erlebten im 13.Jahrhudert einen großen Wandel. Durch die Kolonisation der wenig besiedelten Grenzgebiete erhöhte sich die Bevölkerungsdichte im Land. Aus den deutschsprechenden Ländern wurden Kolonisten eingeladen, sie gründeten Städte und im gerodeten Wald Dörfer. Sowie der König als auch Adel bauten in strategisch guten Lagen ihre neue Burgen. Der König unterstützte seine neugegründeten Städte mit vielen Privilegien. Böhmen hatte den Ruf des Landes das reich an Silber und wertvolle Erze ist. In diese Blühtezeit am 1.August 1233 wurde dem König Wenzel I. sein Nachfolger geboren. Sein Name Premysl Ottokar II., im Ausland eher als Ottokar bekannt.
Gegen seines Vater Willens
Nach seiner Mutter Kunigunde von Schwaben war Ottokar II. mit dem kaiserlichen Haus der Staufer verwandt. Doch Ottokar, der zweitgeborene Sohn, hatte noch den älteren Bruder Vladislav, der in der Zukunft König werden sollte. Vladislaus erhielt deshalb zuerst den Titel Markgraf von Mähren und durch Heirat 1246 ist er Herrscher in Österreich geworden. Durch sein plötzliches Tod am 3.1.1247 ist unerwartet der jüngere Ottokar zum Nachfolger geworden. Obwohl er alle Titel nach seinem Bruder erhalten hat, zwag der kaum sechzehnjähriger ergeiziger junge Prinz seinen Königsvater durch einen Aufstand zur Abdikation. Er ernannte sich zum „jüngeren König“. Trotz Unterstützung von einigen Adelsgeschlechter verlor Ottokar den Krieg gegen seinen Vater und wurde kurz gekerkert. Nach der Buße herrschte er unter Aufsicht in Mähren.
Aus der Dalimil-Chronik
„Der König lässt ein Festmal machen,
die Täter haben nichts zum Lachen
der König Wenzel dämpft sein Hass
die Täter an der Tafel blass.
Adelssöhne und – der Prinz inmitten
zum Vater bergaß er gute Sitten.
Als die Diener Speisen brachten,
Falsche Freunde Augen machten -
faule Fische ohne Kopf!
im Kerker nur noch Stroh und Topf.
Im Kerker der Henker,
der Kopf im Topf.
Prinz kann im Knast nach Freiheit sehnen,
seine Kumpel im Turm abnehmen.
Kreuzzüge
Preussischen Heiden unterwerfen sich dem Přemysl Ottokar II. An seiner linken Hand steht der olmützer Bischopf Bruno von Schaumburg, dessen Diözöse die errungenen Gebiete verwalten sollte. Die großzügigen Pläne des zweiten Kreuzzuges an der Ostseeküste (oder im Baltikum) 1267-1268 endeten schließlich mit Fiasko. (Ölgemälde von A.Lhota 1845. Foto 2013, Nationalgalerie Prag.)
Der Siegel Bruno von Schaumburg, Bischof von Olmütz (1245-1281). Er iniziierte beide Ottokars Kreuzzüge nach Preussen. Dieser errfahrene Diplomat und der Ratsgeber des Königs wurde 1263 in der Gründungsurkunde des Klosters Goldenkron erwähnt. (Mährisches Landesarchiv).
KRÖNUNGSKREUZ – REX OTAKARUS ME FECIT
Außer dem Dorn der Dornkrone Christi besaß Premysl auch einen Bestandteil des Hl.Kreuzes auf dem Christus verstarb. Die wertvolle Reliquie ließ er in einen goldenen Kreuz sezten, dessen vordere Seite (das linke Bild) mit Edelsteinen und Perlen versehnt war. Das eigene Kreuz kam in eine verglaste Hülle in der Kreuzmitte. Die hintere Seite des Kreuzes (das rechte Bild) schmücken folgende Motive: die Kreuzigung, Gottesmutter, Hl.Johannes, Engel und Evangelisten, alles aus Email (Emailfarben) geschaffen.(??) Den Auftraggeber dieses Kunstwerkes macht die Inschrifft über dem gekreuzigten Christus „REX OTAKARUS ME FECIT“ = „mich ließ der König Ottokar herfertigen“. Das Untergestell wurde erst nach 1313 geschaffen. Heute ist dieser Reliquienschrein Bestandteil des Domschatzes in Regensburg. (Diözesanmuseum Regensburg, Foto von G.Richter)
Der junge König in Vorstellung der Zisterzienser. Die Illumination entstand um 1300 im südböhmischen Kloster Hohenfurth und stellt zu Vorbild aller Herrscher den König Schalamoun dar, dessen Trohn Löwen umgeben (Zisterzienserabbtei Hohenfurth. Foto B.Kostohryz)
Auf dem Siegel die Schabracke des Pferdes Ottokars schmücken Rosenblüten. Diese Platzierung den Rosen wurde als Ehrenwürde der Jungfrau Maria verstanden, der Schutzpatronin aller Ritter des Mittelalters. Es muss kein Zufall sein, dass die Marianischen Motive auf Ottokars Siegel seit 1262 erscheinen, also seit Gründung des Zisterzienserklosters Goldenkron, das der Gottesmutter geweiht wurde. (Nationalarchiv Prag)
Als Ludwig IX., der franzözische König, die Dornkrone Christi erwarb, ließ er für ihre Aufbewahrung in Paris die zweistöckige „Heilige Kapelle“ (Sainte-Chapelle) erbauen. Dieser Bau inspirierte mehrere neue Kirchen. In diesem Sinn bauten die Zisterzienser in Goldenkron die Schutzengelkapelle auf, wo wahrscheinlich ein Dorn von der Dornkrone Christi aufbewart war. Es handelt sich um den ältesten erhaltenen Klosterbau aus der Zeit um 1270.
Den von Ludwig IX. geschenkten Dorn Christi widmete Premysl Ottokar II. dem neugegründeten Kloster und in der Gründungsurkunde legte er fest, dass diese Zisterzienserabbtei Heilige Krone (Sancta Corona) heißen soll. Als Klostername nutzte man auch „Heilige Dornkrone“ (Sancta Spinea Corona). Seit 1315 erscheint immer häufiger der Name „Zlatá Koruna“ (Goldenkron), möglicherweise durch das Reichtum des Klosters. (Abbildung von Goldenkron etwa vor 1785, SOA Třeboň, pob.Č. Krumlov, Foto Hugo Moc)
Der Sturz des Königs
Der ungewöhnlich große Machtaufstieg erleichterte vor allem die Positionen der zwei römischen Könige, die im römischen Reich der deutscher Nationen von Spanien und von England herrschten. Als die Kurfürsten im Jahre 1273 einen neuen Herrscher wählten, anstatt den mächtigen böhmischen König entschieden sie sich für den nicht besonders reichen Rudolf von Habsburg (von Habichtsburg). Der neue König stellte sich die Aufgabe Přemysl die österreichischen Länder zu entnehmen. Er stellte Ottokar unter die Bann und bei dem Feldzug zu Wien zwangte in zur allmählichen Kapitulation. Premysl durch den Aufstand von österreichischen Adel und von 16 böhmischen Adelsgeschlechtern mit den Wittigonen an der Spitze, geschwächt, musste auf die österreichischen Länder verzichten. Von Rudolf musste sich Ottokar zusätzlich für Böhmen und Mähren belehnen lassen. Gleichzeitig verpflichtete er sich seine Kinder mit Rudolfs Nachkommen zu vermählen.
Das Marchfeld. Gespannte Beziehungen und Lokalkämpfe zwischen den Anhängern Ottokars und des Königs Rudolf überdauerten. Obwohl im Jahre 1277 weitere zwei Friedensverträge abgeschlossen wurden, unterstützte Rudol das aufgestandene böhmische Adel mit Zavisch von Falkenstein an der Spitze. Der Konflikt mündete schließlich in die entscheidende Schlacht „am Tag des Hl.Ruff“, am 26.August 1278 auf dem Marchfeld im Raum der Dörfer Dürnkrut und Jedenspeigen. Rudolf von Habsburg siegte und der böhmische König fand hier sein Tod als Ritter. Oder „sein Heldentod“ ist wörtlich im Text
RUDOLF UND OTTOKAR VOR WIEN
Zum Herstellen eines außergewöhnlich großen beidseitigen Siegels 1270 (das fünfte in der Reihenfolge) führte Premysl Ottokar II. das Erwerben von neuen Ländern, deren Wappen darauf erscheinen. Der König auf dem Thron hat an beiden Seiten die Wappen von Böhmen und Mähren. Der Herrscher als Reiter dargestellt hält eine Fahne mit dem böhmischen Löwen. Auf dem Schild des Königs finden wir das österreichische Wappen und auf der Schabracke das Wappen von Kärtnen. Unter dem Fuß vermuten wir das Wappen Mährens. Unter dem Sattel ein Panther, das Wappentier der Steiermark und noch tiefer unten der Adler von Kransko. Das Siegel nützte Premysl nur kurz und noch in der Zeit, als er die meisten dieser Länder 1276 verloren hatte. (Nationalarchiv Prag).
Přemysl, von dem österreichischen Adel und den südböhmischen Wittigonen verraten, wurde 1276 vor Wien gezwungen auf alle seine Länder zu verzichten. Es ging um ein Ritual, Rudolf formal als deutschen König anzuerkennen. Ottokar kniete vor dem König Rudolf und bittet um Verzeihung. Fünf Fahnen der Länder, in denen er herrschte, die Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten sowie die besetzten Markgrafschaften musste er zurückgeben. Zusätzlich musste sich Ottokar für Böhmen und Mähren von Rudolf belehnen lassen. Diese zwei Fahnen bekam er wieder zurück. Weil Premysl Ottokar früher über Rudolfs Bescheidenheit und Armut spottete, zog sich der triumphierende Rudolf ganz einfach an um den reich angezogenen Ottokar zu erniedrigen. (Kupferstich 1880)
Die Kurfürsten wählten im September 1273 Rudolf I. von Habsburg zum römisch-deutschen König. Sein Geschlecht stammte aus Schwaben (heute das Grenzgebiet der Schweiz und Süddeutschlands). Angäblich ein armer Graf, der für seine Krönung eine Geldspende brauchte. Zuletzt siegte über den vielfach reicheren böhmischen König in der Schlacht auf dem Marchfeld wo er sich kurz im Lebensgefahr befand. (Litografie, 1.Helfte des 19.Jhds nach einer Vorlage aus dem 16.Jhd)
Für Premysl Ottokar II. war Ladislaus IV., der junge ungarische König (1272-1290) der leidenschaftlichste Feind. Er nahm an Seite Rudolfs an der Schlacht auf dem Marchfeld teil. Das Ottokars Tod befahl er im ganz Ungarn mit Tanz zu feiern. In seiner Residenz in Belgrad (Székésfehérvár) stellte er die erbeuteten böhmischen Fahnen und Schilder/Wappen an Wänden zu Schau aus „für ewige Zeiten und für ewige Schande der Böhmer“ (eine fiktive Abbildung aus dem Jahre 1663)
VOR DER SCHLACHT AUF DEM MARCHFELD 1278
Přemysl Ottokar II. traf am 26. August 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld auf das vereinigte Heer Rudolfs und des jungen ungarischen König Ladislaus IV. Die Gegnerseite war überlegen. Bei den ersten zwei Zusammenstößen, in die Premysl Ottokar alle Kräfte einsetzte, wurde die Schlacht nicht entschieden, obwohl der König persönlich die zweite Attacke führte. Damit verlor er aber seine Übersicht und die Möglichkeit mitten in der Schlacht die weiteren Truppen zu führen. Rudolf von Habsbrurg verhielt sich ganz anders. Zuerst ließ er die leichten ungarischen und österreichischen Reiter in den Kampf einsetzen. Seine größte Stärke nutzte er als die letzte. In diesem Augenblick sollte dem Premysl die leichte Kavalerie der Schlesier und Polen zu Hilfe kommen. Daraufhin befahl Rudolf seinen mehreren hundert verborgenen Rittern, in die Schlacht einzugreifen. Sie überraschten die Polen und Schlesier. Dieses Überraschungsmanöver haben angeblich die Ritter nicht gerne gemacht, weil diese List damals als nicht ritterlich gehalten wurde.
Ein kleiner Teil dieser unter dem Befehl von Milota von Diedicz stehenden Truppen versuchte durch eine Richtungsänderung, von Kapellen in den Rücken zu fallen. Diese Bewegung dürfte jedoch von einigen böhmischen Rittern missverstanden und als Flucht interpretiert worden sein, was einer letzten Finte Rudolfs, die das böhmische Heer in Panik versetzten sollte, zugutekam. Diese Panik und vielleicht auch Verrat auf dem Schlachtfeld entschieden kurz nach Mittag die etwa zwei Stunden dauernde Schlacht. (Illustriation vom Buch, Autor J.Gotha u.V.Černy „Ottokar am Abend vor der Schlacht“ „Ottokar mitten in der Schlacht auf dem Marchfeld“.
Die Chroniken, die diese Ereignisse beschreiben, bringen unterschiedliche Versionen über den Tod des Königs: Nachdem Ottokar erkannte, das die Schlacht verloren ist, entschied er sich für das Tod eines Ritters. Mit seinem engsten Gefolge, das einige dutzend Ritter zählte, stürzte er in das schlimmste Schlachtgetümmel. Allmählich verlor er seine Treuen im Kampf. Als sein Pferd stolperte, gelang es dem Feind ihn vom Pferd zu reisen. Er wurde festgenommen und um seiner Rüstung beraubt. Als man ihn fortführte, erschien eine Reitergruppe, von der ein Reiter die Gelegenheit  zu seiner persönlichen Rache nutzte. Der König hatte nämlich während der Herrschaft einen nahen Verwandten schwer bestraft. Deshalb setzte er Ottokar mit seinem Schwert einen Schlag in den Hals oder in den Kopf und durchspiesste seinen Bauch oder Rumpf. Zum Schluß halbierte er den Kopf, was heute die Verleztung am Schädel beweist. Das Körper in diesem traurigen Zustand fand nachher das Gefolge des siegreichen Rudolf von Habsburg. (Buchillustration: J.Goth, Söldner lynchen den todmüden König; V.Černý. Rudolf von Habsburg über der Leiche Ottokars).
DIE LETZTE RUHESTÄTTE
König ohne Grab
Der auf dem Schlachtfeld gefundene, beraubte und nackte Leib des Königs Premysl Ottokar II. wurde auf einer Karre nach Marchegg und nachher nach Wien überführt. Hier wurde der Körper nach Ausnehmen der Innenorgane balsamiert. Die Wiener Minoriten brachten seine menschlichen Überreste in aller Stille, ohne Glocken ins Kloster, obwohl schon tot, befand er sich immer noch im Banne. Diese Situation nützte Rudolf von Habsburg und ließ seinen toten Rivalen für 30 Tage ausstellen, damit niemand daüber zweifelt, dass Ottokar tot ist. Erst etwa nach einem halben Jahr erlaubte Rudolf den toten böhmischen König provisorisch im Minoritenkloster in Znaim zu bestatten. Auf ein würdiges kirchliches Begräbnis wartete Premysl Ottokar II. weitere 16 Jahre. Sein Sohn, König Wenzel II. ließ ihn 1296 in die Prager Burg bringen und in der Hl.Veits-Basilika feierlich bestatten.
Die Grab-Insignien des Königs Premysl Ottokar II.
Anläßlich des Begräbnisses 1296 in der Hl.Veits-Basilika in der Prager Burg ließ sein Sohn Wenzel II. die Herrscherinsignien aus vergoldetem Silber schaffen. Die Krone wurde auf den Kopf des toten Königs gesetzt und in die Hände legte man den Königsstab und den Reichsapfel. Solche Begräbnisjuwele, aus vergoltenem Silber geschaffen, galten im Mittelalter als Ausnahme. Damals hielt man gewöhnlich, dass Könige und Kaiser in das Grab solche Herrschersymbole aus viel einfacheren Materialen bekamen, oft aus Blech oder Holz. Die lateinische Inschrift an der Ottokarskrone lautet „Dies sind Ottokars Knochen, des fünften böhmischen Königs“. Das Diadem der Krone bilden acht genietete Teile, auf denen Lilien und Kreuze wechseln. Als Karl IV. im Jahre 1373 Ottokars Leiche in das Grab der Sächsischen Kapelle des neu gebauten Veits-Domes bringen ließ, reichte für die menschlichen Überreste ein kleiner hölzerner Sarg. Damit in den Schrein auch der Stab neben der Krone, und dem Apfel auch der Königsstab passt, musste er gekürzt werden. Drinnen wartete alles bis zu ihrer Neuentdeckung im Jahre 1976. An die letzte Ruhestätte Premysl Ottokars II. erinnert das gotische Grabmal geschaffen in der Peter Parlers Bauhütte aus den 70. Jahren des 14. Jhds
Die Heere Rudolfs und Ottokars ritten am 26. August 1278 aufeinander los. Mit seiner Übermacht an schwer gepanzerten Rittern schien es Ottokar ein Leichtes, die leichte Kavallerie des Feindes und dessen zahlenmäßig unterlegene schwere Kavallerie zu besiegen.
Ein anderes Leben von Premysl Ottokar II. – Sein Leben im Kunstwerk
Durch den Tod des fünften böhmischen Königs fängt sein „zweites Leben“ an. Es trifft die unterschiedlichen historischen Interpretationen, als auch Persönlichkeiten in der bildenden Kunst. Das erste Kunstwerk ist seine königliche Gruft im Veitsdom in Prag, geschaffen von Peter Parler (2.Hälfte des 14.Jhds). Wahrscheinlich ist das letzte Kunstwerk seine Statue, ein neu aufgestelltes Denkmal in České Budějovice (2015). Von vielen anderen Kunstwerken, bringen wir einige Beispiele.
Das Phänomen der Ottokarischen Städte
Eine vierteljahrhundertlange Regierungszeit des Böhmenkönigs Premysl Ottokar II. brachte in den böhmischen Kronländern rund 30 neugegründete Städte, was auch im europäischen Maßstab ein Unikat ist. Unter der Herrschaft seines Vaters gab es in Böhmen und Mähren nur 13 Königstädte.
Die Bedeutung einer Stadt
Die Einwohner einer Königstadt erhielten den Status der Bürger, d.h. die Position solcher Menschen ohne Knechtschaft u.Leibeigenschaft und ohne Frondienst. Sie hatten Recht ein gewisses Handwerk auszuüben. Die gemeinsame Bedeutung aller mitteralterlichen Städte war die handwerkliche Produktion und Recht zu Markt und Handel. Dank den Schutzmauern hielt man eine solche Stadt für eine sichere Insel des Friedens. Neben dieser Funktion erfüllte die Stadt die Rolle eines geistlichen Zentrums, und damit auch die Aufgabe zur Ausbildung und Erziehung der Bürger.
Der Prozess einer Stadtgründung
Der König als Gründer beauftragte seinen Vertrauensmann. Der hatte die Aufsicht über alle Vorbereitungsarbeiten, Vermessung von Straßen und Stadtmauern, des Marktplatzes. Er legte die Fundamente der Gliederung der Stadt und ihrer urbanistischen Struktur fest. Nach der Gründung vetrat er als Richter seinen König. Bereits im 13.Jhd entstand die Stadtverwaltung mit Stadtrat und einem Bürgermeister an der Spitze. Das künftige Rathaus.
Nachlass der Ottokarstädte
Sie bilden einzigartige urbanistische Einheiten, die in der Landschaft eingeliedert sind. In ihrer großer Vieltfalt bestätigen sie mit dem oft unveränderten Grundriss die damalige geniale Gründungsidee. Sie sind Träger der historischen Tradition und geistigen Kontinuität in unseren beiden heutigen Ländern.
Přemysl Ottokar II., der Vater seiner Städte
Memorandum aus dem Königsstädtetreffen
In der ehem. königlichen Stadt, die als Bistum, als Sitz der südböhmischen Hauptmannschaft, und Sitz der Südböhmischen Universität bekannt ist, trafen sich am 22.März 2017 die Stadtvertreter der unterzeichneten Ottokarischen Städte, ihre Bürger, Historiker und Mitglieder des „Vereines Ottokarischer Städte“.
Alle beteiligten treffen sich unter dem Motto: die viele hundertejahrelange Existenz aller Ottokarischen Städte verbindet durch gemeinsame Geschichte und Traditionen. Anlaß für das Treffen waren das 750. Gründungsjubiläum Gründung von Budweis, als auch das 700.Jubiläum der Geburt Karl IV., des s.g. „Vater Böhmens“ und Kaisers des Hl.römischen Reiches.
Dieses Städtetreffen wird von den folgenden Institutionen unterstützt:
Kulturministerium der Tschechischen Republik
Als Gastgeberstadt: Magistrat der Stadt České Budějovice
Hauptmannschaft Südböhmens
Währed der Tagung wurde die Ausstellung des Grafikers František Doubek „Die böhmische Staatlichkeit“ eröffnet. In seinem Vortrag erinnerte der Historiker Ph Dr. Ing. Jan Royt, PhD den europäischen Beitrag Ottokars II. und Karl IV. Alle Teilnehmer konnten in der Diskusion zum Thema ihre Meinugen und Erfahrungen austaschen und Vision zum Denkmalschutz äußern hoch ein. Alle schätzen den historischen und architektonischen Nachlass dieses Gründungswerkes. Deshalb „erklären wir den König Přemysl Ottokar II. zum Städte-Vater.“
PRZEMISL OTAKARUS II., REX BOHEMIE PATER CIVITATUM
Alle beteiligten erklären hiemit die Notwendigkeit und Nützlichkeit ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit beim Erhalten und Erweitern der historischen Traditionen der von Premysl Ottokar II. und Karl IV. gegründeten Städte. Wir bieten allen Städten, die so wie wir gegründet wurden, und die sich noch nicht anschließen konnten, unsere Hilfe und Interesse an Zusammenarbeit an. Wir bilden zusammen ein breites Spektrum für Aktivitäten im Bereich der Ausbildung, künstlerischen Schaffens, Fremdenverkehrs, Kulturaustausches u.a. Wir sind bereit nach unseren Kräften und Möglichkeiten gemeinsame Projekte zu entwickeln.
In České Budějovice, am 22. März 2017
Signiert durch die Stadtvertreter von
České Budějovice, Domažlice, Hlučín, Jaroměř, Kadaň, Kaliningrad, Klatovy, Kolín nad Labem, Kouřim, Kutná Hora, Litovel, Městec Králové, Nymburk, Olomouc, Písek, Praha, Přerov, Uherské Hradiště, Uherský Brod und Ústí nad Labem
Der Nachlass der Ottokarischen Stadtgründungen – „Die Urbanistik I“
Typen nach Stadtgrundriss
Ottokarstädte weisen eine große Vielfalt von urbanistischen Gründungslösungen auf. Der Gründer und die Stadteinwohner, die die Stadt aufbauten, mussten die Gründungsidee nicht nur der Landschaft anpassen, sie sollten die regionalen Landesvorschriften respektieren. Eine solche Stadt gründete man entweder ganz neu (davon der Ausdruck „auf dem Grünem“ oder „auf dem Neuen“), oder schloss sich die Neugründung zum Teil an eine ursprüngliche Besiedlung an. Die Historiker beschreiben einige typische Stadtformen, die wir auf den folgenden Landkarten „des Franciszäischen Kataster“ (Anfang 19.Jhds) präsentieren. Dieser Stand zeigt die Städte vor der folgenden Industrialisierung.
Nachlass der Ottokar Städte
Die Stadtmauern wurden zum wichtigsten Baumerkmal aller mitteralterlichen Städte. Der König Premysl Ottokar II. widmete ihnen eine große Aufmerksamkeit, wie erhaltene Urkunden beweisen. Das bedeutendste Dokument dieser Art betrifft die Stadtmauer in Kolin an der Elbe. Es umfasst sogar konkrete Hinweise dazu, wie die Mauern aussehen sollen. Der Stadtgraben soll die Breite von 20 Ellen (die böhmische Elle=59,3cm wurde erst in der Regierungszeit Ottokars II. 1268 festgelegt) betrag. Nach diesem Vorbild von Kolin an der Elbe sollten die Stadtmauern in anderen Städten erbaut werden, z.B.in Kouřim oder in Čáslav. Die typische Form der Stadtmauer dieser Zeit bestanden in einem Wehrgang, den Schutz sicherten runde und eckige Wehrtürme. Als Eingänge dienten befestigte drei bis vier Stadttore, manchmal auch kleine Seitentore. Mittelalterliche Stadtmauern wurden in der Regel mit Zinnen ausgestattet. Dank solchen Schutzmauern hielt man eine solche Stadt für eine sichere Insel des Friedens – davon kommt der Begriff „Stadtfrieden“. Einige Städte hatten sogar einen Festungscharakter, was besonders die Städte an der ungarischen Grenze betrifft (Uherské Hradiště/Ungarisch Hradisch, Marchegg, Uherský Brod/Ungarisch Brod).